ich bin der Baum
Hör mir zu, mein Freund
doch schweige erst
und lasse deine Haut vom Hauch
des Windes in meinen Blättern streicheln
Sieh mich an, du Vielbeschäftigter
doch setze deine Brille ab
staubig geworden von zähen Akten mit schweren Zahlen
sieh die Sonnenstrahlen durch meine schwingenden Äste gleiten
Rieche mich, Fremder
doch atme erst tief
lass deine Sinne betören
vom Duft meiner sich öffnenden Knospen
Fühle mich, Erschöpfter
und lehne dich an meinen festen Stamm
nimm meine Wärme in dich auf
und meine unerschöpfliche Kraft
Berühre mich, Besinnungsloser
und koste vom Schatten den ich dir spende
von meinen lebendig schillernden Farben
die deine Augen nähren und dein Herz
Ahne, Entwurzelter
die unbändige Lust meiner Wurzeln
die sich in unsere Erde wühlen
spürst du was dich trägt?
Halte ein, mein Freund
und erinnere dich an deine Freude und dein Spiel
an die Geschichten die du mir erzähltest als Kind
besinne dich
Denn du brauchst mich
so wie ich dich
um zu atmen
um zu leben
um zu lachen
um zu lieben