am Anfang ein Traum

1. in Stille sein

 

Nicht sicher, was aus mir werden will – Eule oder Schmetterling – klappe ich meine Flügel auf und bereite mich vor. Auf erstaunliche Wirklichkeiten. Ich zögere. Flattere. Fliege. Hinein in meinen Traum.

Mit meinem Sehnsuchtsüberfluss lande ich im Frühling auf Lanzarote, meiner Lieblingsinsel. Kaum berühre ich ihre raue Erde und atme ihr weiches Licht, schenkt sie mir eine Ahnung zurück. Von mir. Ich bin allein. Mit mir. Schlicht. Mein Darm beruhigt sich. Mein Kopf auch. Mein Schoß entspannt sich. Mein Herz murmelt wild und wird ganz weit. So wie ich.

Schleier schmarotzender Gewohnheiten, die im Alltag Realität vorgaukeln, fallen von mir ab. Ich tauche ein in pures Sein.

Unwirsch tauche ich wieder auf. Als ich den Mietwagenverleih nicht finde. Er scheint geschrumpft. Der Flughafen hingegen ist von dem intimen Örtchen prätouristischer Jahre in ein anonymes Ungetüm mutiert. Ich fluche und nehme Zuflucht zu deutschen Absurditäten von Raserei, Effizienz und Schimpfkaskaden über südlich chaotische Lebensart. Ich marschiere von Agentur zu Agentur, frage geschäftig mit unpersönlich deutscher Stimme auf Englisch, wo denn mein Autovermieter und mein Auto seien. Alle schütteln den Kopf, sie wüssten nichts, sie grinsen freundlich und gemächlich in die Sonne. Nur ich bin verspannt und sehe nichts.

Bis ein junger Spanier mit schwarz gelocktem Haar auf seiner Bronzebrust und amüsiertem Grinsen auf ein Schild in unserer Nähe zeigt: Coche del Sol.

Ob es der Junge ist mit seinen strahlenden Augen und seiner verlockenden Brust oder meine Erinnerung an Yoga, Achtsamkeit und meine empfindsame Seele, ich besinne mich jedenfalls und schwebe gelassen in einer Sonne, die mich trägt, auf ein verstecktes Dach zu, unter dem ein Mann sitzt an einem kleinen Tisch. Ich rekele mich gemütlich mit Schweiß unter den Achseln und zwischen den Brüsten und lächle aus jeder Pore. Auf einmal bin ich eine spanische Buddhistin und werde es mehr, als mich ein weißes Paar aus Deutschland überholt, er mit viel Bauch, sie auch, beide mit grimmigen Gesichtern, sie wettern um die Wette. Typisch Spanisch, geifern sie, niemals geht es hier nach Plan. Ich strahle sie an. Er dreht sich zu mir um.

Ich habe doch Recht, donnert er weiter, nur zehn Tage haben wir, da wollen wir pünktlich etwas von der Sonne haben und keine einzige Minute verschwenden.

Dann hören Sie auf damit, sage ich zuvorkommend und gütig. Mit Sonne und Seele auf meinen Lippen….

 

copyright Lelia Strysewske – Am Anfang ein Traum